Detox

für das Wetter

Pünktlich zum Wochenende ziehen mal wieder die Regenwolken auf. Dass dieses Wetterphänomen jedoch kein Zufall ist, wissen nur wenige. Bereits 2007 konnten Forschende aus Karlsruhe durch meteorologische Analysen beweisen, dass das Wetter am Wochenende nicht nur schlechter, sondern auch kälter ist.

Dominique Bäumer und Bernhard Vogel nahmen sich zwölf Stationen des Deutschen Wetterdienstes vor und analysierten Messreihen aus den Jahren 1991 bis 2005. Ihre Betrachtung von 65’748 Einzeldaten aus der 15 Jahre langen Zeitspanne offenbarte ein unerwartetes Muster: Wolken, Temperaturen und Niederschlag folgen einem ausgeprägten Wochengang, der sich statistisch eindeutig nachweisen lässt.

Während mittwochs im Mittel die höchsten Temperaturen der Woche verzeichnet wurden, fielen Freitage und Samstage durch kältere Temperaturen auf. Ein wöchentliches Muster zeigte sich auch bei der Sonnenscheindauer und der Bewölkung. Über den analysierten 12 Stationen schien im Beobachtungszeitraum im langjährigen Mittel (nur!) 4 Stunden 41 Minuten pro Tag die Sonne. An Dienstagen liess sich diese fast 20 Minuten länger blicken als an Samstagen. Demensprechend waren die Wolkendichte und auch der Niederschlag samstags am höchsten.

Inspiriert durch das deutschlandweite Projekt befassten sich auch Schweizer Meteorologi:innen von der ETH Zürich mit diesem Phänomen. Sie untersuchten zwar nur 2 Stationen (Zürich und Lugano), doch sie gingen bis ins Jahr 1864 (Niederschlag) bzw. 1901 (Sonnenscheindauer) zurück. Bezüglich Niederschlagsmenge im Zeitraum 1991-2005  folgte das Wetter in Zürich tatsächlich dem gleichen Trend wie in Deutschland. Die 15-Jahres-Zeiträume davor bis zurück ins Jahr 1864 zeigten allerdings kein wöchentliches Muster. Auch Lugano passte nicht zu den Ergebnissen aus Deutschland. Ganz im Gegensatz schien dort sogar der Samstag der sonnenreichste Tag der Woche zu sein.

Global gesehen scheinen die Ergebnisse jedoch zu passen. Verschiedene Publikationen aus den Jahren 1960 bis 2006 konnten einen Wochenzyklus bezüglich Temperatur, Niederschlag, Windgeschwindigkeiten, Ozonwerten und Luftverschmutzung in verschiedensten Regionen der Erde demonstrieren.

Und wer ist daran schuld? Die Forschenden Bäumer und Vogel sind nicht die ersten, die zu dem Schluss kommen, dass wir uns das schlechte Wetter wohl selbst zuzuschreiben haben. Angelehnt an vorgängige Studien aus verschiedenen Ländern kommen auch die Expert:innen in Deutschland zur Hypothese, dass der wöchentliche «Emissions-Zyklus» der Menschen das Wettermuster beeinflusst. Die unter der Woche von Fahrzeugen und Fabriken ausgestossenen Aerosole wirken als Kondensationskeime und begünstigen die Wolkenbildung, die gerade zum Wochenende ihren Höhepunkt erreicht. Genau dann sind auch die Wassertropfen schwer genug, um als Regen auf die Erde zu fallen und uns das Wochenende zu vermiesen.

Das schlechte Wetter am Wochenende ist also quasi die Retourkutsche für unsere ungenierte Verpestung der Luft unter der Woche! Das klingt schon fast nach schlechtem Karma, falls man daran glaubt.

 

Quellen:

Bäumer, D., and B. Vogel (2007). An unexpected pattern of distinct weekly periodicities in climatological variables in Germany. Geophys. Res. Lett., 34, L03819, doi:10.1029/2006GL028559.

Hendricks Franssen, H.J. (2008). Comment on “An unexpected pattern of distinct weekly periodicities in climatological variables in Germany” by Dominique Bäumer and Bernhard Vogel. Geophys. Res. Lett., 35, L05802, doi:10.1029/2007GL031279.